Wer ist Julius Pflug

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2017 ist Lutherjahr!
Aber kennen Sie auch Julius Pflug?

In der Dom- und Residenzstadt Zeitz, die 2017 ihr 1050. Jubiläum feiert, finden sich nicht nur Spuren des großen Reformators Martin Luther, sondern auch der Nachlass des für die Einheit der Kirche engagierten Vermittlungstheologen Julius Pflug. Mit ihm wird eine herausragende katholische Persönlichkeit gewürdigt, die sich ausgehend vom Prinzip der Toleranz und des gegenseitigen Respekts stets für die Einheit der Kirche eingesetzt hat. Als Ratgeber und Diplomat am Dresdner Hof, als von Kaiser Karl V. und der päpstlichen Kurie für die Verhandlung mit der evangelischen Seite bestimmter Kirchenmann war Pflug an den entscheidenden Entwicklungen der Reformationszeit beteiligt. Durch sein weites, ganz Europa überspannendes Beziehungsnetz stand er im Austausch mit den wichtigsten Persönlichkeiten seiner Epoche, u.a. mit Philipp Melanchthon.

Dank seines vermittelnden und stets an der christlichen Einheit orientierten Wirkens kann Pflug als einer der wichtigsten Vordenker der Ökumene gelten.

Geboren wurde er 1499 in der Nähe von Leipzig. Seine akademische Karriere begann 1510 mit seiner Immatrikulation an der Universität Leipzig. Von hier wechselte Pflug 1517 nach Italien an die Universität Padua und beendete sein Studium an der Universität Bologna. Am Leipziger Oberhofgericht wirkte er von 1522 bis 1524. Parallel dazu trat er in ertragreiche geistliche Ämter in Zeitz, Merseburg und Meißen ein, denen weitere in Naumburg und Mainz folgten. Zum Zeitzer Propst stieg er 1531 auf, zum Domdekan in Meißen 1537. Anfang 1541 wählte das Naumburger Domkapitel Julius Pflug einstimmig zum neuen Bischof. Innerhalb des Bistums galten seine Hauptanstrengungen neben dem Versuch, den Einfluss des Protestantismus zurückzudrängen, der Reform des Klerus sowie der Reorganisation der kirchlichen Verwaltung. Angesichts der kirchenpolitischen Kräfteverhältnisse im Bistum bzw. im mitteldeutschen Raum blieben Pflug in seinen Jahren als Bischof durchschlagende Erfolge versagt. Als letzter Naumburger Bischof verstarb Julius Pflug 1564 in Zeitz.

In Zeitz schlummert ein bisher wenig beachteter Schatz der Reformationsgeschichte, der 2017 ungeahnte Einblicke eröffnen wird.

Mit dem original erhaltenen Thesendruck Martin Luthers und dem reichen Nachlass Julius Pflugs sind in Zeitz herausragende Zeugnisse der Reformation erhalten geblieben. Pflugs Bibliothek gehört europaweit zu wenigen, nahezu vollständig erhaltenen Privatbibliotheken des Reformationszeitalters und beherbergt eine der größten zeitgenössisch zusammengetragenen Sammlungen an Drucken der Werke Martin Luthers. Auf einzigartige Weise spiegelt sie die im mitteldeutschen Raum stattfindenden epochalen kirchenpolitischen Umbrüche, Verwerfungen und Kontroversen wider.

In dem schriftlichen, erst ansatzweise wissenschaftlich erschlossenen Nachlass Pflugs, der sich zu großen Teilen ebenfalls in Zeitz erhalten hat, finden sich zahlreiche Briefe und Manuskripte Pflugs sowie Aufzeichnungen zum politischen und kirchenpolitischen Tagesgeschehen. Hierzu gehört u.a. das Ende 1550 auf dem Konzil von Trient entstandene Tagebuch Pflugs.

Seine Bibliothek übereignete Pflug 1563 testamentarisch seinen Nachfolgern auf dem Naumburger Bischofsstuhl. Dabei legte er fest, dass der Bestand in Zeitz, der Residenz der Naumburger Bischöfe, aufzustellen sei.

Die Ausstellung „Dialog der Konfessionen – Bischof Julius Pflug und die Reformation“ im Schloss Moritzburg, im katholischen Dom St. Peter und St. Paul, in der Stiftsbibliothek und in der evangelischen Kirche St. Michael beleuchtet die Reformationsbestrebungen der katholischen Kirche während der Reformation. Neben Julius Pflug wird die Rolle des weltweit ersten evangelischen Bischofs, Nikolaus von Amsdorf, erläutert. Der 1541/42 entbrannte Streit um das Bischofsamt, aus dem der Schmalkaldische Krieg resultierte, brachte Zeitz europaweite Aufmerksamkeit. 

Ziel ist es, die faszinierende Persönlichkeit Pflugs im Geschehen seiner Zeit zu verorten und zugleich Denkanstöße für mögliche Gestaltungen der Ökumene in Gegenwart und Zukunft zu vermitteln. Ein umfassendes Begleitprogramm sowie auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene museumspädagogische Projekte sollen helfen, die Ideale Pflugs für die Gegenwart zu aktivieren.

Ausstellungsorte

Museum Schloss Moritzburg

Das Museum Schloss Moritzburg befindet sich im einstigen Schloss der Bischöfe, das im 17. Jahrhundert zur Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz umgebaut wurde. In den Räumlichkeiten des bequem über einen Fahrstuhl erreichbaren 2. Obergeschosses ist der Startpunkt der Ausstellung. Nach einem einführenden Film werden – eingebettet in die zentralen Ereignisse der Reichs- und Kirchengeschichte – familiäre Herkunft, Bildung und Karriere von Julius Pflug sowie der folgenreiche Streit um die Naumburger Bischofseinsetzung thematisiert. Der abschließende größte Raum ist dem steten Bemühen Pflugs gewidmet, die offenen theologischen Streitfragen durch respektvollen und friedlichen Dialog zu lösen, um auf diese Weise die ihm alles bedeutende Einheit der Christenheit zu erhalten.

Katholischer Dom St. Peter und Paul

Die einstige Kathedrale des Bistums, seit 1028 Sitz eines Kollegiatstifts, ist heute ein lebendiges Zeugnis des katholischen Glaubens in Zeitz und vermittelt durch seine bedeutende Ausstattung zentrale Entwicklungen der konfessionell wechselnden Kirchengeschichte. Im Chor des Doms befinden sich die Grabstätte und das eindrucksvolle Grabmal von Bischof Julius Pflug. Der durch seine original erhaltene Wandmalerei und durch seine Architektur faszinierende gewölbte Raum über der Fürstenloge und diese selbst sind Ausstellungsbereich. Hier werden anhand herausragender Exponate Frömmigkeit und Liturgie zur Zeit Pflugs sowie die einschneidenden Änderungen nach dessen Tod thematisiert.

Stiftsbibliothek

Julius Pflug war einer der bedeutendsten europäischen Gelehrten des 16. Jahrhunderts. Philipp Melanchthon bezeichnete ihn als den besten Latinisten seiner Zeit. Seine einzigartige Bibliothek und sein bedeutender schriftlicher Nachlass werden in den Räumlichkeiten der Stiftsbibliothek in den Kontext seines europäischen Netzwerkes gestellt. Das aus Anlass der Ausstellung mittels wertvoller Leihgaben und medialer Inszenierungen wiedererstandene Arbeitszimmer des gelehrten Bischofs ist ein Höhepunkt der Ausstellung.

© Michael Sander (CC BY-SA 3.0)

Evangelische Pfarrkirche St. Michael

Die 1154 erstmals genannte Pfarrkirche ist das Zentrum des evangelischen Glaubens in Zeitz. In der Turmbibliothek der Kirche hat sich einer der vier heute noch existierenden Thesendrucke Martin Luthers über die Jahrhunderte hinweg im Original erhalten. In den letzten Jahren wurde die Kirche umfassend restauriert. Der Hauptaltar mit dem Salvator von Lukas Cranach d. Ä. sowie die Nonnenkapelle mit ihren umfassenden Wandmalereien aus der Zeit um 1517 sind herausragende Höhepunkte für den Ausstellungsbesuch.